Plein Air light - unterwegs mit Schmalspur-Ausrüstung


Es ist zweifelsfrei eine sehr besondere Erfahrung draußen vor Ort zu sein um zu malen. Zwischen der Malerei zuhause und der "in freier Wildbahn" liegen Welten! Trotz der kleinen Kämpfe, die man manchmal mit den Umständen vor Ort austragen muss, ist es ein herrliches Erlebnis draußen zu sitzen und sein Motiv beim Malen live und in Farbe vor sich zu sehen. Schatten bekommen auf einmal leuchtende Farben, Stimmungen suchen sich ihren Weg fast von alleine aufs Papier, alle Eindrücke sind viel intensiver und brennen sich nahezu im Gehirn fest. Das ist kein Vergleich zu jedem noch so guten Foto. Und genau deshalb zieht es die Maler immer wieder nach draußen.

 

Was mich trotz dieser schönen Seiten der Plein Air-Malerei immer wieder davon abgehalten hat wirklich häufiger meine Staffelei zu schultern und draußen zu malen, waren im Wesentlichen zwei Dinge: Das Geschleppe der Ausrüstung (meine normale Ausrüstung links im Bild: Die Staffelei, die Pastelle, Papiere, Rückwand, ein Hocker und Skizzenmaterial. Insgesamt mehrere Kilo Gewicht, obwohl ich im Vergleich mit anderen Malern schon mit komprimierter Ausrüstung unterwegs bin), und außerdem oft ein limitiertes Zeitfenster von nur einer oder zwei Stunden. Plein Air-Malerei musste einigermaßen gut geplant werden und brauchte einfach eine gewisse Zeit. Das passte bisher nicht mal eben schnell für ein Stündchen dazwischen. Inklusive Anfahrt, Aufbau der Staffelei, ggf. der Suche nach einem geeigneten Motiv und dem Malen selbst ist ein halber Tag da schnell vorbei.

Irgendwann hat es mich geärgert, dass mich zu viel Ausrüstung oder zu wenig Zeit vom Malen abhalten, obwohl ich wirklich unbedingt öfter draußen mit Pastellen malen wollte. So kam der Gedanke zustande, dass ein kleiner Kasten, der wenig wiegt und schnell aufgebaut ist, die Lösung wäre. Ein Schmalspur-Kasten musste her! Er sollte ausreichen, um notfalls auch auf die Schnelle ein paar Eindrücke festhalten zu können, ohne dass ich erst groß etwas aufbauen oder schleppen muss.

 

Und ein paar Gedanken, Schrauben und zerbrochene Kreiden später habe ich ihn dann in den Händen gehalten: Meinen Mini-Plein Air-Kasten Marke Eigenbau. Er ist genauso klein und kompakt, wie ich ihn mir vorgestellt habe, wiegt 800 Gramm und enthält nur das, was ich unbedingt brauche. Perfekt!

 


Ich habe einen alten Holzkasten benutzt, an den ich zwei klappbare Metallarme geschraubt habe. Im oberen Teil des Kastens liegt fertig zugeschnittenes Papier, in der unteren Hälfte meine Pastelle und getrennt davon einige Stifte, kleine Röllchen Klebeband und Handschuhe. Auf die Pastelle kommt ein gepolsterter Deckel aus Karton, vor die Papiere ebenso. So verrutscht nichts beim Öffnen des Kastens und beim Transport. Die beiden Kartons kann ich zum Malen aneinander kleben und in den Deckel klemmen als Rückwand für mein Papier.

 

Natürlich konnte ich es kaum abwarten die Theorie auch in der Praxis zu testen. Also bin ich am nächsten Tag gleich in der Mittagspause mit dem Kasten und einem Dreibeinhocker in einen Park in der Nähe gegangen. Alles, was ich brauchte, passte in eine kleine Stofftasche, was für eine Wohltat!

Und ich war vom ersten Moment an begeistert. Der Kasten hält, was ich mir davon versprochen habe. Nach einer halben Stunde war die erste kleine Pastellskizze fertig, ganz ohne Geschleppe oder großes Aufbauen einer Staffelei. Der Kasten ließ sich gut auf den Schoß nehmen zum Malen, und mir hat nichts an Material gefehlt.

 

 

Seitdem ist das Kästchen mein treuer Begleiter und steckt auf fast jedem Ausflug in meiner Tasche. Ich kann endlich auch kleinere Zeitfenster zum Malen nutzen, und ich bin wesentlich flexibler bezüglich der Plein Air-Malerei als vorher. Das Malen vor Ort mit Pastellen geht nun auch einfach nebenbei, wenn ich will, und ich muss es nicht unbedingt großartig planen vorher. Der Kasten ist in meiner Tasche, und wenn es gerade passt, hole ich ihn raus und male.

 

Natürlich kann ich so keine größeren Formate malen, und auch meine Palette ist limitiert. Aber das empfinde ich nicht als Nachteil. Beides zwingt mich genauer hinzuschauen und das Wesentliche zu sehen und festzuhalten. Das wiederum verbessert meine Bilder. Natürlich wird auch meine große Staffelei jetzt nicht in der Ecke verschwinden und verstauben. Für Tage mit Zeit, für Malreisen und für größere oder detailliertere Bilder wird sie das Mittel der Wahl bleiben. Aber für die vielen kleinen Momente ist nun ein kleiner Kasten da.